Die spinnen die Briten

Sonntag, 5. November 2006

Ab in den Bunker

5. November, Edinburgh im Kriegszustand. Überall knallts, krachts, explodierts. Vor unseren Fenstern schnellen in unregelmäßigen Abständen Raketen und Donnerschläge gen Himmel. Krach, wumm, peng. Bei jeder Rakete zuck ich zusammen, zieh den Kopf ein und Julia guckt wie ein verstörtes Kind, das bei Gewitter zu Mama und Papa ins Bett will.

Und warum das Ganze?
Am 5. November ist Guy Fawkes Day, auch Bonfire Night genannt. An jenem Tag im November 1605 versuchte eine Gruppe von Verschwörern, Houses of Parliament in die Luft zu sprengen und damit Koenig James I gewaltsam abzusetzen. Und das feiern die Briten nun grade da draußen.

Samstag, 28. Oktober 2006

Feuer und Flamme

Egal wo man hinläuft: Feuertüren, Feuermelder, Feuerlöscher, Feuerdecken, Feuerschilder, Feuerknöpfe. Überall. Befeuert.
Ich behaupte kein anderes Land hat soviel Feuersicherheitsmaßnahmen und die entsprechend vielen Ideen, diese wieder auszuhebeln.

Schottische Feuertür, die
Definiert sich als handelsübliche Holz(!)tür, die sich auf Grund einer zusätzlich montierten Angel rasch von selbst zuzieht. Meist begleitet von einem lauten Rumms. Dementsprechend schwer wieder zu öffnen.

Praktisches Beispiel:
Man muss sich Rambo-like gegen seine Tür werfen um rein zu kommen und wenn man wieder raus will, sollte man schon das Seepferdchen im Tauziehen bestanden haben. Größtes Problem: Mit Tellern oder Tassen in der Hand die Tür passieren. UNMÖGLICH. Was vor allem den Weg von Küche zu Esszimmer erheblich erSCHWERT. Dani hat sich in unserer ersten Woche hier auch gleich mal im Zimmer eingesperrt, weil sie die Tür von innen allein nicht mehr aufbekommen. Schottische Problemlösung daher: Man haut einen kleinen Pflock, wahlweise Böbsel, vor die Tür, um sie so am Zufallen zu hindern. Steigert die Sicherheit bei einem Feuer natürlich ungemein.

Noch größeres Prozedere in der Uni:
Nicht nur, dass der Weg auf die Toilette, durch gleich DREI Türen feuerfest abgesichert ist. Mehr noch: Auf Flachbild-Monitoren wird einem an jeder Ecke das richtige Verhalten bei einem möglichen Feuer entgegen projiziert. Außerdem: Letzte Woche im Unterricht, plötzlich ekelhaft lautes aufheulen. Feueralarm. Zur Probe versteht sich. Also alle bitte sofort den Saal verlassen. Hab mich in meine Grundschulzeit zurück versetzt gefühlt, Dani am Händchen gehalten und sind im Gleichschritt nach draußen gewackelt. Einen Eintrag ins Klassenbuch gabs dann doch nicht und wir mussten auch nicht durchzählen, aber eine sehr resolute Dame hat uns mehrfach aufgefordert, bitte nicht auf dem Platz direkt vor der Uni zu stehen, da JEDEN Moment die Rettungswägen eintreffen. Die Arme, im Fall der Fälle wären wir verbrannt, ein Feuerwehr Auto kam nämlich nicht, sondern nur die Aufforderung von unserem Prof, dass die 5 Minuten Zigarettenpause jetzt auch wieder zu Ende sei.

Mittwoch, 25. Oktober 2006

May Lumpie rest in peace …

Tapfer hat er an der Seite seines Herrchens gekämpft, hat stets die Knochen der geschlagenen Gegner vergraben und eifrig das royale Grün im Vorgarten von Maria Stuart bepieselt.
Auf dem Hundefriedhof auf dem Edinburgher Castle sind die vierbeinigen Helden der Nation begraben. Aber nicht einfach verbuddelt mit nem einfachen Holzkreuz, sondern so richtig mit Grabstein und Blumenbepflanzung! Neben Krone und Zepter ruhen also die Gebeine von Tinker, Don, Mayor, Scamp und Co. … . Irgendwie verrückt, aber süß.

Dog-Cemetry

Montag, 23. Oktober 2006

Dirty Pint, das

schottenLaut Klischee essen die Schotten gerne Haggis. Also Schafsmagen mit Innereien gefüllt. Klingt absolut widerlich und sieht auch noch ekliger aus. Bislang habe ich aber noch keinen einzigen Schotten Haggis essen sehen.

Ganz im Gegensatz zum anderen Klischee: Die Schotten trinken viel: Jap, trifft zu. Neben den bekannten alkoholischen Getränken wie Bier und Whisky, sollte man diese stereotype Auffassung aber noch erweitern, und zwar mit dem Dirty Pint. Klingt ebenfalls widerlich und sieht noch ekliger aus. Ist aber im Vergleich zum Haggis sehr beliebt. Vor allem an Geburtstagen, wie letztes Wochenende bei Paul (unserem ex-Mitbewohner). Man trifft sich im Pub, trinkt gemütlich sein Bierchen bis die Hauptattraktion der Feier beginnt: Das dirty Pint für das Geburtstagskind. Jeder Geburtstagsgast wirft ein paar Pfund in die Runde, um das Spektakel zu finanzieren. Je spendabler die Gäste, desto more dirty das Pint. In Pauls Fall sah das so aus: Es wurden 13 !!! Shots jeglicher Art gekauft und in ein 0,5 Liter Glas geschüttet und dann noch mit Bier aufgefüllt. Milchig grün das Endergebnis. Yammie. Als Belustigung für die Gäste muss er das dann brav ganz allein austrinken. Ex’en preferred. „The aim is to get absolutely smashed on your birthday, so that your guests are having fun watching you while you get sick.”

Donnerstag, 19. Oktober 2006

Auf Wohnungssuche?

einoedeRuhige Lage, unendlich Spiel-Platz für die Kleinen, hilfsbereite Nachbarn und jede Menge Potential um sich weiter zu vermehren: Die Hebriden Insel Canna am "A**** von Schottland" hat nur noch 15 von ehemals 300 Einwohnern und sucht jetzt öffentlich nach neuen Nachbarn.

"Gesucht werden Leute mit praktischen Fähigkeiten: Helfer für die Landwirtschaft, Handwerker, aber auch jemand, der eine kleine Pension für Feriengäste betreiben könnte. Vor allem: junge Familien, die sich dauerhaft auf Canna niederlassen und neues Leben auf die Insel bringen."

Bewerbungen bitte hier abgeben. Aber Vorsicht, das Inselleben ist nicht nur idyllisch:

"Es gibt nur eine Straße, eine Grundschule (mit einer Schülerin), ein Postamt und eine Teestube. Aber kein einziges Geschäft, keinen Pub, keinen Arzt. Handys haben keinen Empfang, und die Fähre vom Festland kommt nur drei Mal die Woche. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung trägt den Nachnamen MacKinnon. "

Danke ans fazelnde Tobile für die Quelle.

Sonntag, 15. Oktober 2006

more smoking

Es herrscht Rauchverbot in Schottland an allen öffentlichen Plätzen. Pubs und Clubs eingeschlossen. Und das ist gut so. Wenn man nach einer Pub-Tour nach Hause kommt, riechen die Haare noch immer nach Shampoo und nicht nach Marlboro. Die Klamotten dürfen neben dem Bett nächtigen und nicht in einer extra Ausnüchterungszelle. Und das Beste, auf der Tanzfläche läuft man nicht Gefahr von einer daherschwankenden Kippe gebrandtmarkt zu werden. Einziger Nachteil: Die roten Augen am nächsten Morgen können nur auf den Alkoholgenuss, nicht auf die Ausrede *dawurdsovielgeraucht* ausgelegt werden.

Wie auch immer: Das Nichtrauchen in diversen Bars hat auch jede Menge Vorteile für die Besitzer: Laut offiziellen Studien lebt ihr Personal länger, und nach meiner persönlichen Studie machen sie mehr Umsatz. Weil vor jeder Bar bilden sich enorme Menschentrauben. Von weitem denkt man, wow, was ist das denn? Die wollen da alle rein? Muss ja toll sein. Beim Näher kommen merkt man aber schnell, die wollen da alle raus. Zumindest um das ein oder andere Kippchen zu rauchen. Es funktioniert also mit dem Rauchverbot. Überrascht war ich daher, als ich in der Sunday Times heute morgen folgendes gelesen habe:

smoke

"Sales of cigarettes in Scotland have increased since the ban on smoking in public places was introduced earlier this year. Despite expectations that there would be a drop in the number of smokers, Scots are now buying 61.000 more packets of cigarettes every week than before the ban."

Freitag, 13. Oktober 2006

Schottisch Schwimmen

schwimmbadWährend die andern beiden heute quer durch die Stadt gewackelt sind, war ich planschen Kacheln zählen. Im Royal Commonwealth Pool - das Schwimmbad meines Vertrauens. Schottisch schwimmen ist aber gar nicht so einfach. Zwar ist das Becken an sich handelsüblich groß, wird allerdings nicht in Längsbahnen durchkrault. Ist gar kein Platz für. Im vorderen Drittel residiert ein riesiges Gummi-Nessie für die Kids und im hinteren Drittel wurde der Boden knietief angehoben, um jede Menge Platz für die Wasserballschubser und die *ichstehcoolambeckenrandrum* Fraktion zu schaffen. Im mittleren Drittel dann endlich Platz zum Schwimmen. ABER VORSICHT: Bloß richtig einordnen und die Geschwindigkeitsvorschriften nicht überschreiten. Es gibt nämlich die Slow lane, medium lane and fast lane. Alle in doppelter Ausführung, einmal für linksdrehende Kulturen, einmal für rechtsdrehend. Am Beckenrand anklatschen ist dabei verpönt, bitte einfach nur kreisen. Wegen der kurzen Strecke von Längsseite zu Längsseite, dem wenigen Wendeplatz und den ganzen drehenden Pfeilen, hab ich es heute sogar zum ersten Mal geschafft, dass mir beim Schwimmen schwindelig wurde.

Auch erwähnenswert sind die zahlreichen Bademeister. An jeder Beckenseite mindestens einer, die nicht wie bei uns zeitungslesend in ihrem Glaskämmerchen hocken, sondern Baywatch-like ihren Tümpel patrouillieren. Ich bin mir sicher, der eine weiß jetzt besten darüber Bescheid, wie viel Streifen auf meinem Bikini sind. Wie auch immer. Auch am erwähnten Gummi-Nessie auf dem die Kinder rumturnen, steht eine extra Bademeisterin am Rand. Ihre Aufgabe: Die planschenden Kinder mit eiskaltem Wasser aus dem Schlauch zu bespritzen. Die spinnen die Briten.

Donnerstag, 12. Oktober 2006

Hot! Cold! Geht auch warm?

WasserhaehneDie Schotten, die sind ganz groß im Erfinden – haben wir heute jedenfalls in der Uni gelernt. Von der Dampfmaschine, die die Industrialisierung eingeleitet hat, bis hin zum luftgefüllten Gummireifen von Mr. Dunlop; Ohne die klugen Schotten würden wir heute ganz schön alt aussehen!
Doch eine ganz banale Sache haben die Schotten noch nicht erfunden, geschweige denn bei den Kontinentaleuropäern abgeschaut: Einen Wasserhahn aus dem gleichzeitig heißes und kaltes Wasser fließt! Außergewöhnlich?
Hier schon! 99 Prozent aller Waschbecken haben nämlich zwei Wasserhähne und die sind dann auch noch jeweils auf der anderen Seite des Waschbeckens montiert. Sich die Hände mit warmem Wasser zu waschen ist also quasi unmöglich. Es geht nur heiß oder kalt.
Will man’s dann doch mal ein bisschen wärmer, sich aber nicht gleich die Finger verbrühen gilt folgendes: Beide Hähne aufdrehen und sich mit schnellen Handbewegungen wie beim Tanz zum „Ketchup-Song“ die Hände waschen. Wer will kann dazu vor Begeisterung dann noch singen:
„Aserejé ja de jé de jebe,
tu de jebere seibiunouva,
majavi an de bugui an de buididpi ... .“


Klingt komisch? Ist aber so … .

Freitag, 6. Oktober 2006

5 o’clock: It’s beer time!

Ich dachte immer, dass die Teekultur in Großbritannien ganz besonders gepflegt würde: Wie die Queen sitzt die restliche Bevölkerung des United Kingdom um 5 Uhr mit Scone und einer Tasse Tee im Wohnzimmer und genießt die Teatime.
Das scheint aber nicht wirklich der Fall zu sein. Hier pflegt niemand den five o’clock tea, hier hat jeder Schotte, der was auf sich hält, um 5 Uhr sein erstes Bier in der Hand - die Schottin von heute wahlweise auch ein Glas Wein. Und etwa ab sechs Uhr fallen die ersten Alkoholleichen vor den Pubs herum. Wenn das die Queen wüsste... - she wouldn’t be amused!
Kein Wunder, dass die hier schon ein massives Alkoholproblem unter Jugendlichen haben und schon Elfjährige in den Entzug geschickt werden. Liegt vielleicht auch daran, dass das Kinderprogramm hier "Blue Peter" heißt!

Mittwoch, 4. Oktober 2006

“Teens smoke to have small baby“

zeitungWir sind ja journalism students, also müssen wir täglich mindestens eine Zeitung lesen. Tun wir auch, ganz brav. Doch nicht etwa „The Independent“ oder „The Scotsman“. Wir bevorzugen die METRO und zwar im BUS. Die liegt da „free“ aus und wir lesen meistens nur die Titelstory des Revolverblatts und widmen uns dann ziemlich ausgiebig dem Sudoku! (Die Metro ist übrigens bei den Napier-Dozenten verpönt.)

Doch bevor wir heute zum so called Metrodoku übergegangen sind, haben wir noch den Kopf über die Titelstory geschüttelt: “Teens smoke to have small baby“. Erst waren wir uns nicht wirklich sicher, ob es wirklich das heißen soll, was wir dachten das es heißt. Aber unsere Englischkenntnisse haben uns nicht im Stich gelassen: Anscheinend ist es Trend in Großbritannien, dass Teenagermütter während der Schwangerschaft rauchen, damit das Baby im Mutterleib nicht so groß wird und die Geburt deshalb weniger schmerzhaft ist. Die Behörden sind darüber natürlich ganz besorgt und wollen jetzt dagegen vorgehen.
Wir haben auf Seite 38 geblättert, mit dem Sudoku begonnen und gedacht: „Die spinnen die Briten …!“
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