Am Donnerstag gabs Bambule von der TV-Journalism-Tante, weil wir unsere Haus-Aufgaben nicht gemacht hatten. Täglich mindestens zwei verschieden News-Sendungen anschaun, analysieren, vergleichen. Learning by looking. Konnten wir leider nicht machen: "Sorry, but our flatmate took the telly when he moved out." oops.

Eine Kommilitonin hat uns dann den Tipp gegeben, mal zu freecyceln. Ein Forum für Gegenstände jeder Art, die die Leute verschenken. Auf Anhieb auch gleich eine Anzeige mit einem Free TV gefunden. Angerufen. Abgeholt. Und dank dem Yeti heute sicher und schwerelos durch die Stadt bugsiert, ziert er jetzt unser Wohnzimmer. Naja, zwischendurch kämpfen die schwarzweißen Ameisen auf der Mattscheibe, die Kanäle haben sich von ehemals 300 auf 3 einhalb beschränkt und zugegeben 13 Inch Durchmesser sind nicht die Welt.. Aber ein bisschen Welt für zu Hause auf jeden Fall.

Nick ist ausgezogen und mit ihm lauter schöne Dinge aus unserer WG. Der Dosenöffner, die Küchengewürze, der Sandwichmaker, die Kaffeemaschine, Erdnußöl und Sojasauce, DVDs und diverse alkoholische Getränke. (Vermissen tun wir die Sachen nicht unbedingt in dieser Reihenfolge.)

Die Krönung ist jetzt aber noch der-uns-weggenommene Riesen-Flachbild-Fernseher, den er vorgestern abgeholt hat. Die abendlichen BBC-Nachrichten sind damit im Eimer. Ebenso das "Hangover" Programm am Sonntag spätvormittag. Zur Wahl steht jetzt nur noch Fish-TV oder Waschmaschinen Programm 1 bis 18. Da die Fische aber keine Kunststückchen drauf haben und die Schmutzwäsche lieber alleine vor sich hinschaukelt, haben wir alternativ diese bildliche Lösung gefunden.

Seit 14 Tagen, täglich 24 Stunden: Miteinander, nebeneinander, nacheinander, beieinander, übereinander, aber vor allem durcheinander. Ein paar Herr-schaften haben da noch vor unserer Abreise gemurmelt, das geht nicht gut, so lang so eng aufeinander. Doch wir können jegliche Vermutung auf Kratzspuren und Bisswunden zurück weisen. Keine Streitereien, kein genervtes Augenrollen, kein böses Wort. Friede-Freude-Einrichtungslaune.



Denn jeder hat ab heute seine eigene Tür. Und natürlich das passende Zimmer hintendran. Das zweites Zimmer ist frei und Dani dort mit Sack und Pack eingezogen. Aus unserer 8 Quadratmeter-Chaos-WG wurde mein 8 Quadratmeter-plötzlich-überaschend-viel-Platz-wohlfühl-Zimmer. Danis Raum genau gegenüber erstrahlt nach Grundreinigung und ein paar IKEA-Gimmicks in völlig neuem Glanz.

Die Türen sind übrigens aber noch immer offen. Haben es getrennt in zwei unterschiedlichen Räumen knapp 5 Minuten ausgehalten und dann über ICQ beschlossen doch den Blickkontakt von Bett zu Bett zu wahren. Außerdem darf sich Chris jetzt an unserem Flurfunkgetratsche erfreuen.

.... Fishes?
Wir kannten die Wohnung ja nur von ein paar unscharfen Fotos, als wir den Mietvertrag unterschrieben haben. So war auf dem Wohnzimmerbild neben einer wahnsinns DVD-Sammlung schemenhaft auch ein Aquarium zu erkennen - oder vielleicht doch ein Terrarium? Sollten wir etwa künftig unser Heim mit einer Schlange oder ein paar Vogelspinnen teilen müssen? Bei dem Gedanken haben sich mir - und ich glaube auch Julia - die Nackenhaare aufgestellt. Und bei einem Zoologiestudenten als Mitbewohner wäre das ja auch nicht so ungewöhnlich.

Aber: Die Erleichterung war dann gestern Abend doch groß, als wir die Goldfische darin haben schwimmen sehen! Neben den Goldfischen sind da auch noch ein paar schwarze Fischlies drinne, die riesige Glubschaugen haben - voll cool! Wir sollen sie füttern, wenn sie oben schwimmern - natürlich nicht mit dem Bauch nach oben! Wir werden ihnen Namen geben, denk ich, der eine heißt schon "Glubschi".

Gestern hatte ich einen Anruf der besonderen Art! Wer kennt es nicht, man ist grade aus der Dusche gekommen, alles tropft noch und dann steht jemand von der Tür und ruft „Telefon für dich!“ – „Jetzt nicht, ich ruf zurück“ – „Nee du musst drangehen, ist jemand englisches!“ Häh?, jemand englisches? Ich drangegangen, ein etwas zögerliches „hello“ in den Hörer gehaucht und dann war ich auch schon mitten drinnen. Es war weder einer von unserer Uni, noch unsere Vermieterin – nein, es war eine nette Frau, die mir eine Wohnung anbieten wollte… . Schwirrt wohl irgendwo im Netz noch eine Wohnungssuchanzeige von mir rum und anscheinend hab ich da mal meine Telefonnummer angegeben. Das Telefonat war dann relativ schnell beendet, weil: wir haben ja jetzt eine Wohnung (mit Matratze!).
Der erste verbale Kontakt mit Schotten! Oh mein Gott, wie die da sprechen! Das ist ja wie tiefstes Bayerisch oder Badisch! Krasse Sache, wie man so sprechen kann. Jetzt weiß ich auch, warum sogar Engländer Schwierigkeiten mit dem Verständnis haben. Das macht das ganze Vorhaben, das in immerhin 23 Tagen startet, doch noch etwas spannender ;o)

Derzeit Heck-Meck mit der Miete von unseren zwei Zimmern und mal wieder Akkord Email-schreiben inklusive *aufdenKnienrutsch-Wortwahl*, Weil:

Die Landlady will unbedingt references von unseren bisherigen deutschen Vermietern haben, die sind aber gerade im Urlaub oder nicht vorhanden ;)
Sie will außerdem ausgerechnet jetzt die Miete der Wohnung anziehen, was heißt das wir pro Nase 30 Pfund mehr zahlen sollen, als anfangs verhandelt.
Und wenn die Dame es sich recht überlegt, sind ihr 5 1/2 Monate mieten doch zu kurz, sechs wären ihr lieber..

... und als neuestes Highlight:
In einem Zimmer fehlt voraussichtlich die Matraze!

Unsere neue Adresse ab September ist:

Flat 2F2, 180 Dalkeith Road, Edinburgh

Und wie das doch noch geklappt hat? Wie immer: Dann wenn man es am wenigsten erwartet.

Gerade kam eine Absage DER Wohnung in den Posteingang geflattert, da kommt zehn Minuten hinterher eine Mail von Chris. Er hat eine alte Anzeige von uns im Netz entdeckt, fragt ob wir noch Interesse haben, er hätte bei sich in der WG zwei Zimmer zu vermieten. Schickt gleich Bilder hinterher, Lage gut, Preis gut, Typ: sympathisch. Okay, noch mal alle Feuer und Flamme aus dem Keller geholt, wieder alle Formalitäten abgecheckt, für mehr als gut befunden und JA gesagt. Und dann:

I'm glad you're interested in the flat but I have two people coming to see it tonight also.

Nicht schon wieder...

ABER: die Herrschaften überzeugen nicht, und Chris ICQ't mittlerweile schon:

I want you to move in

So, home sweet home, bye bye bridge! :)

I got so many inquiries that I’m going to send this same mail to all the “interesting” flathunters.

Flathunter, der. Gemeingefährliche Wohnungsjäger im Anzeigendschungel.

.. ist die Suche nach zwei Zimmern für uns. Aus dem wirklich umfangreichen Edinburgh-Online-Wohnungsmarkt haben wir uns zwar zwei aktuelle Plattformen gefunden, ABER:

• HEIMVORTEIL: selbst wenn der Kontakt mit dem Vermieter steht und alle Details abgeklärt sind, wir schon euphorisch und gedanklich am einziehen sind, werden uns Leute von vor Ort vorgezogen
• BILDER: da einfach mal kurz rüberjetten nicht drin ist, fragen wir immer nach Bilder von der Wohnung. Leider bricht nach der Frage öfters der Kontakt ab, ist wohl zu aufwändig
• ZEITRAUM: Meistens wird, obwohl nicht in der Anzeige erwähnt, nach Mietern für ein ganzes Jahr gesucht, da fallen wir natürlich auch aus dem Raster

Na ja, bleibe trotzdem noch optimistisch, ist ja schließlich auch noch ein bissle Zeit.

Bei den ganzen Anschreiben, die ich bislang nach Schottland verschickt habe, ist es mir schon öfters passiert, dass ich die teilweise fremdklingenden Namen falsch buchstabiert habe. Oder ich wusste nicht recht, ob ich es mit Männchen oder Weibchen zu tun habe. (Im Zweifelsfall einfach Hello schreiben). Oder ich habe Vornamen mit Nachnamen verwechselt ( wer weiß das bei Andrew Brian auch so genau )
Aber, den kompletten Namen verändern, ist ein absolutes Novum:

Dear Daniela Probst and Claudia Schmidt
Apologies for not answering earlier - we were away on holiday....